Evangelische Kirchengemeinde Pilgramsreuth

Kirchengeschichte

Geschichte des Dorfes

Der Ortsname Pilgramsreuth deutet darauf hin, dass ein Pilger den Ort gerodet hat: „Zur Reuthe eines Pilgers“. Möglicherweise war dieser Pilger der erste Grundherr des Gebiets. Der genaue Zeitpunkt der Ansiedlung ist zwar nicht durch Urkunden belegt, lässt sich aber spätestens in die Zeit der Kreuzzüge (11. bis 13. Jahrhundert) einordnen. In dieser Periode ließen sich zahlreiche fromme Pilger, meist verarmt und mittellos, auf ihrer Rückreise aus dem Heiligen Land nieder und errichteten Kapellen. Eine Legende erzählt von drei Pilgern, die unabhängig voneinander in gefahrvollen Situationen auf Wanderschaft jeweils einen rettenden Traum hatten. Als Dank dafür rodeten sie den Wald und bauten eine Kapelle.

Diese Annahme passt gut zur vergleichsweisen späten Christianisierung dieses Landstrichs durch das Bistum Bamberg, die man frühestens im 12. Jahrhundert ansetzen darf. Erstmals taucht im Jahr 1317 das Adelsgeschlecht der Herren von Hirschberg im Zusammenhang mit dem Rittergut Pilgramsreuth als Reichslehen auf. Weitere Geschlechter, wie die Rabensteiner, von Kotzau, von Eckersberg, von Birkensee, von Beulwitz und von Reitzenstein, folgten. In einer Fehde, bei der der vogtländische Adel 1330 gegen die freie Reichsstadt Eger unterlag, wurde Pilgramsreuth zusammen mit anderen Dörfern Opfer einer verheerenden Brandschatzung. Eine Urkunde von 1390 bezeichnete es immer noch als „wüst“. Erst eine Beschreibung von 1502 im „Hofer Landbuch“ nennt jedoch mehrere Güter, was darauf schließen lässt, dass der Ort wieder besiedelt wurde. Die Reformation wurde 1529 unter den neuen Landesherren, den Markgrafen von Ansbach-Bayreuth, eingeführt. Georg der Fromme setzte 1529 den ersten lutherischen Prediger Nikolaus Küntzel (Contzel) ein. Der Dreißigjährige Krieg brachte erneut Schrecken mit sich, darunter Pest, Hungersnot und Tod. Dennoch blühte das Dorf in der Folgezeit wieder auf. Nur dank der Unterstützung der Markgrafen konnte die Kirche in der Zeit um 18. Jahrhundert neu ausgestattet werden, ähnlich wie zuvor mit den Burggrafen von Nürnberg.

Die Rührigkeit der Einwohner, geprägt von der Raubheit der Landschaft und der Fröhlichkeit der Einwanderer aus dem nahen Böhmerland, verhinderte letztendlich das Untergehen des Dorfes, selbst als 1874 wiederum eine Brandkatastrophe hereinbrach. So ist es bis heute geblieben, selbst nach der Eingemeindung nach Rehau im Jahr 1978 hat sich daran nichts geändert.

Die Baugeschichte der Kirche lässt sich laut einer nicht bestätigten Beschreibung der Pfarrei Schwarzenbach (an der Saale) aus dem Jahr 1308 zurückverfolgen. Der ehemalige Bau ist anhand des beiderseitigen Maldekors des Chores erkennbar, der in der Höhe bis zu der noch sichtbaren Mauerlatte reicht, auf der einst das Gebälk ruhte. Demnach betrug die Breite 7,20 m (= 24 Fuß), die Länge 14,40 m (= 48 Fuß) und die Höhe 4,80 m (= 16 Fuß). Die architektonischen Details der gemeinsamen Teiler von 3 und 8 dieser Maße sowie die daraus ablesbaren Verhältnisse sind interessant.

Baugeschichte der Kirche

In einer nicht bestätigten Beschreibung der Pfarrei Schwarzenbach (an der Saale), zu der das Dorf gehörte, wird im Jahr 1308 von einer Kapelle in Pilgramsreuth gesprochen. Der frühere Bau ist durch das beiderseitige Maldekor des Chores erkennbar, das bis zur noch sichtbaren Mauerlatte reicht, auf der einst das Gebälk ruhte. Die Maße des alten Baus betrugen 7,20 m in der Breite (= 24 Fuß), 14,40 m in der Länge (= 48 Fuß) und 4,80 m in der Höhe (= 16 Fuß). Ob die gemeinsamen Teiler von 3 und 8 dieser Maße sowie die daraus abgeleiteten Verhältnisse von 1:2 und 2:3 nach dem „Goldenen Schnitt“, einer geheimnisvollen Zahlenweisheit der klassischen Baukunst, auf die Beteiligung einer Bauhütte hinweisen, müsste in einer eigenen Forschung nachgewiesen werden. Die recht große Spannweite dieser ehemaligen Kapelle deutet auf eine Steildachkonstruktion mit einem Hängewerk für die einst vorhandene Flachdecke hin. Die Tür zur Sakristei, in spätgotischer Zeit mit einem reich profilierten Kielbogengewände ausgestattet, könnte die einstige Pforte gewesen sein. Die Fresken, von denen einige bis zu drei Malschichten übereinander liegen, stammen aus verschiedenen Zeiten, von der Mitte des 14. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Besonders erwähnenswert sind der unterbrochene Apostelfries an der Nordwand, die seltene Darstellung der Legende von der hl. Kümmernis mit dem Geiger von Gmünd, die sich links über dem Tabernakel wiederholt, und dazwischen eine Mondsichelmadonna im Strahlenkranz. An der Südwand sind unter anderem die Anbetung der Weisen, die Gestalt der Maria aus einer Verkündigungsszene und das Jüngste Gericht erkennbar.

 

Der Bau des heutigen Chores erfolgte in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Seine Wände wurden auf die Längsmauern der Kapelle aufgesetzt und durch Hinzufügen eines Dreiachtelschlusses im Osten sowie Beseitigen der Westmauer in der Länge um gute 3 m vergrößert. Der Chor erhielt ein in zwei Joche geteiltes Kreuzrippengewölbe, und der Ostabschluss wurde mit einer von fünf Seiten zusammenlaufenden Rippenwölbung versehen. Der Bau des Langhauses wurde Ende des 15. Jahrhunderts abgeschlossen. Das Südportal, das ein reich profiliertes Steingewände trägt, ist mit der Jahreszahl 1473 versehen. Der angeblendete Zusammenschluss von Turm und Sakristei lässt darauf schließen, dass diese vor dem Langhaus errichtet wurden. Eine Inschrift mit Meisterzeichen und dem Namen „Jan Scot“ sowie die Jahreszahl 1507 bestätigen die Fertigstellung der Kirche. Das überlebensgroße Freskobild des hl. Christophorus an der Nordwand dürfte um 1520 entstanden sein, während die Darstellung von Gottvater und Christus zeitlich schwer einzuordnen ist.

In der Barockzeit erhielt der Turm eine mit Schindeln gedeckte Kuppel, die in ihrer Gestalt wohl denen von Regnitzlosau, Kirchgattendorf und Selbitz ähnlich war. Nach dem Dorfbrand von 1874 wurde diese durch die heutige Steilpyramide ersetzt, und das Kirchendach wurde in etwas flacherer Form erneuert. Eine Untersuchung der Innenmaße, die hier auf das Langhaus beschränkt bleiben soll, zeigt ebenfalls den „Goldenen Schnitt“. Die Breite von 9,90 m (= 30 Fuß) und die Länge von 13,20 m (= 40 Fuß) entsprechen dem Verhältnis 3:4. Das Verhältnis der Höhe der Widerlager von 6,60 m (= 20 Fuß) zur Scheitelhöhe des Gewölbes von 9,90 m (= 30 Fuß = Breite des Raumes) beträgt 2:3. Die Tiefe der Gewölbejoche von 4,40 m (= 13,33 Fuß) steht zu den Höhen der Widerlager und zur Scheitelhöhe des Gewölbes in den Verhältnissen 1:2:3. Diese Erkenntnisse könnten darauf hinweisen, dass tatsächlich eine Dombauhütte, vielleicht die von Prag, an den Bauarbeiten beteiligt war.

Die spätgotische Ausstattung

Die wenigen noch vorhandenen Statuen und Reliefs aus dem späten 15. Jahrhundert geben nur begrenzte Einblicke in die frühere Ausstattung. Die Künstler und Werkstätten, die nach Pilgramsreuth berufen wurden, um eine angemessene Einrichtung für die Schönheit des Bauwerks zu schaffen, sind bisher unbekannt geblieben. Nur Veit Pankraz, ein „Orgelmacher“, wird erwähnt, der den Bau einer Orgel mit 8 Manual- und 3 Pedalregistern abgeschlossen hat. Diese unabhängige Arbeit rechtfertigt das Vorhandensein einer Empore im Langhaus, möglicherweise im Zusammenhang mit einer Herrschaftsempore. Die Anordnung der beiden Seitenaltäre in den Eckleibungen am Übergang vom Langhaus zum Chor deutet auf einen mittleren Gestühlsblock hin. Es wird vermutet, dass sich eine Kanzel an der Nordwand befand. Die Größenverhältnisse des Chorraums lassen auf einen mittleren Gestühlsblock vor dem ehemaligen Hochaltar schließen. Die Freskomalereien, die in dieser Zeit noch für den gottesdienstlichen Raum von Bedeutung waren, verdeutlichen, dass der Chor kein Wandgestühl hatte.

Die in der Sakristei aufbewahrten Relieffragmente, darunter die „Anbetung der Weisen“, gehörten zweifelsohne zu den Flügeln des linken spätgotischen Seitenaltares. Die bedeutendsten erhaltenen Bildwerke, die einst den Flügelschrein des Hochaltares schmückten, befinden sich jetzt in einer Bogennische neben der Kanzel. Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm wird hier in dreiviertel Lebensgröße dargestellt, flankiert von den Heiligen Katharina und Barbara. Anmut und Hoheit strahlen aus den Figuren, Würde und Liebreiz aus ihren Gesichtern. Das dritte erhaltene Kunstwerk ist ein Sandsteinrelief in der Sakristei, das die Verkündigung Mariens zeigt und einst zur Predella des Hochaltares gehörte. Der Granittaufstein aus dem Ende des 15. Jahrhunderts befindet sich ebenfalls in der Sakristei. Frühere Generationen interpretieren ihn möglicherweise als Weihwasserbecken. Zuletzt seien die Farbfenster erwähnt, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts existierten und das Kircheninnere in ein feierliches Licht tauchten, bevor sie durch die jetzige Butzenscheibenverglasung ersetzt wurden.

Es muss ein stimmungsvoller Raum gewesen sein für diese in vorreformatorischer Zeit beliebte Wallfahrtsstätte, der Ruhe, Besinnlichkeit und eine in sich gekehrte Abgeschiedenheit innewohnten. Die Verehrung Mariens zeigt sich in den Motiven aller erhaltenen Bildwerke und Fresken, die einheitlich auf die Mutter des Herrn verweisen. Die Bedeutung dieser Gnadenstätte, die mit Sicherheit bis in die Zeit des Hochmittelalters zurückreicht, wird daran deutlich, dass auch lange nach der Reformation Wallfahrten zur Gottesmutter stattgefunden haben.

Die Barockausstattung prägt heute Langhaus und Chorraum durch Emporen und Gestühlseinbauten. Ihre Häufung, bedingt durch die Notwendigkeit, möglichst viele Sitzplätze für die Gemeinde zu schaffen, stellt eine wertvolle Bereicherung dar.

Die Barockausstattung

Langhaus und Chorraum werden gegenwärtig maßgeblich von den Emporen und den Gestühlseinbauten geprägt. Die vermehrte Anzahl ergibt sich aus der Notwendigkeit, genügend Sitzplätze für die Gemeinde bereitzustellen, was als wertvolle Ergänzung betrachtet wird. Die Überlappung der Südfenster mit den Emporen führt zu einer deutlichen Lichtreduktion im Langhaus zugunsten des Chorraums, der dadurch an Strahlkraft gewinnt.

Die Verkürzung der Südempore im Vergleich zur Nordempore berücksichtigt besonders die alte Eingangszone mit dem wertvollen Portal von 1473 und der „Adeligen Empore“. Der Standort in der Südostecke war zu dieser Zeit wahrscheinlich bereits festgelegt. Diese Empore, spätestens 1697 errichtet, zeigt heute das Wappen derer von Beulwitz (ab 1727). Die Empore wurde vom Nachfolger für 55 Gulden an die „sämtliche Gemeinde von Fohrenreuth“ verkauft und ist heute noch der Stammplatz dieses Gemeindeteils. Es sei angemerkt, dass 1806 der Pilgramsreuther Ortsteil aus Prestigegründen aus eigenen Mitteln eine weitere Empore zum Hochaltar hinzufügte. Diese wurde jedoch 1932 bei einer Kirchenrenovierung als nicht ursprünglich und störend abgebaut.

Die Emporen für die Kirchengemeinde, die entlang der drei Seiten des Schiffes in zwei Etagen übereinander angeordnet sind, erinnern an höfische Galerieeinbauten, zusammen mit dem übrigen Gestühl. Dieser Eindruck wird durch die umlaufenden Männersitze verstärkt, die im Gegensatz zu den „Weiberstühlen“ um etwa 30 cm erhöht sind. Der genaue Meister, der mit dem Bau der Emporen beauftragt wurde, ist nicht mehr feststellbar. Die Anlage und die Details lassen jedoch auf einen geschickten Zimmermann aus dem örtlichen Handwerk schließen, der Kehlungen und feine Drechselarbeiten gut beherrscht hat. Besonders bemerkenswert ist die leicht gekrümmte Oberempore, die um knapp einen Meter vorgezogen ist.

Die Installation der Emporen kann zeitlich auf die Jahre 1687/88 datiert werden, da der Kauf einer neuen Orgel auf der obersten Mittelempore 1688 nachgewiesen ist. Eine Inschrift mit der Jahreszahl 1691 an der ersten Bank der „Weiberstühle“ verewigt den Namen des Pfarrers Johann Matthäus Keppel. Es lässt sich daraus schließen, dass die Männersitzreihen zwischen den Emporensäulen 1689/90 eingepasst wurden, was an den Nahtstellen noch genau erkennbar ist. Für den Bau dieser „Männerstände“ kommen nachweislich „Jobst Bartel, Schreiner allhier“ und für die „Weiber Kirchstühle“ „Johann Adam Wolfrum, Schreiner und [Säg-] Müller im Eulenhammer“ (ein kleines Dorf östlich von Pilgramsreuth) in Betracht.

Aufgrund des deutlichen Unterschieds in Farbe und Malstil zwischen den Emporen und dem Gestühl ist festzustellen, dass auch für die Fassung und Ausführung der Bildzyklen zwei Werkstätten beauftragt wurden. Der Bayreuther „Kunstmaler“ Johann Heinrich Schertel sorgte laut Quittung für die „Ausstaffierung der unteren Männerstände und die Weiberstühle“. Der zweite in diesem Zusammenhang genannte Meister war der „Kunstmaler“ Heinrich Matthäus Loh aus Hof (Saale), der die Farbgestaltung der Emporen durchführte. Diese Arbeiten waren 1711 abgeschlossen.

Die Umsetzung der beiden Bildzyklen, bestehend aus hundert Bildern an den Emporen und im Gestühl, dauerte noch viele Jahre. Erst im Jahr 1716 stellten Schertel und Loh gleichzeitig ihre Quittungen für die gesamte Malerarbeit aus. Daher können die 36 Bilder an den Emporenbrüstungen und die zusätzlichen 12 Bilder an den „Weiberstühlen“ Heinrich Matthäus Loh zugeschrieben werden, während die 52 Bilder am „Pfarrstuhl“ und an den „Männerständen“ Johann Heinrich Schertel zugeordnet werden können. Der erste Zyklus zeigt Szenen aus dem Leben Jesu und beginnt mit der Verkündigung an die Hirten an der Stirnseite der zweiten Südempore, endend mit Gethsemane an der Stirnseite der ersten Nordempore. Der zweite Bilderkreis beginnt am „Pfarrstuhl“ mit der Erschaffung Adams und endet mit dem versuchten Tempelraub durch Heliodorus am rückwärtigen nördlichen Gestühlsblock.

Der künstlerische Wert der Bilder erhebt indessen keinen Anspruch auf höchste Qualität, vielmehr ist er auf die Gedankenwelt des ländlichen Betrachters abgestimmt. Dennoch sind es gute Arbeiten, mit Geschick in Öl auf Holz flott hingemalt und im Nachhinein in die Füllungsfelder zwischen Rötelränder mit vergoldeten Deckleisten oft nur mit einem Hobelstoß eingesetzt. Von nicht minderem Interesse ist der an der Nordwand des Chores 1692 aufgestellte Pfarrstuhl. Sein Erbauer wird nicht genannt. Die Art des Zierwerks, die jenem der „Weiberstühle“ in verblüffender Weise ähnelt, die Tatsache, daß in jener Zeit des ausgehenden 17. Jahrhunderts immer noch deutliche Anklänge an die Renaissance erkennbar sind, und schließlich auch noch die verhältnismäßig geringe Vergütung von 11 Gulden lassen wiederum J. A. Wolfrum von Eulenhammer als ausführenden Meister vermuten. Dem fast herrschaftlich anmutenden Schrein sind mit großem Geschick Schneckenvoluten aufgesetzt. Auch die Gestaltung der mit Palmetten gezierten Klapptürchen bei den Eingängen sind jenen der „Weiberstühle“ in reicherer Form nachgebildet. Farbgebung und Vergoldung führte J. H. Schertel aus, der für seine Arbeit 31 Gulden erhielt. Die Barockeinrichtung erfährt mit der Kanzel eine wesentliche Steigerung. Bediente sich die Kirchengemeinde bisher des örtlichen Handwerks, so beauftragte sie für die Ausführung dieses ‚‚Predigtstuhles“ den damals in der Markgrafschaft Ansbach-Bayreuth bedeutenden Hofbildhauer Elias Räntz. Sein ‚‚Contract“ datiert vom 11. Februar 1694. Da die Kanzel noch im gleichen Jahr fertiggestellt war, kann der reiche Figuren- und Ornamentschmuck nicht von Räntz alleine stammen. Lediglich die Gestalt des Moses, der auf einer Schale den Kanzelkorpus trägt, verrät der besonderen Ausdruckskraft und der Sorgfalt wegen eindeutig den Meister selbst.

Die Hochrelieffiguren an Kanzelbrüstung und Treppenwange sind eher einfach gehalten. In verschiedenen, lebhaften Posen reihen sie sich in den mit Fruchtgehängen und Engelköpfen verzierten Füllungen aneinander. Von links nach rechts erkennt man neben Christus Salvator unter dem Kanzelpult die Apostel Matthäus, Petrus, Andreas und Johannes, und an der Treppenwange Thomas, Judas, Jakobus d. Ä., Bartholomäus, Jakobus d. J., Simon, Philippus und Matthias, alle mit ihren Attributen. Diese auf die Wortverkündigung bezogene Figurensymbolik setzt sich fort in den Gestalten der vier Evangelisten am Schalldeckel. Die Wichtigkeit der Wortverkündigung unterstreicht die Taube als Symbol des Heiligen Geistes innerhalb des Schalldeckels. Den Evangelisten beigegeben sind drei Engel mit dem Wappen von Brandenburg-Bayreuth. Diese Gruppen zieren ein kräftig umlaufendes Kranzgesims. Mit seinen weitgeschwungenen Bügeln verkörpert der Kanzeldeckel eine Krone, die den Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen trägt. Die nicht bemalte Kanzel kostete damals 70 Gulden; J Schertel, der die „Kunstmalerarbeiten“ ausführte, erhielt dagegen 84 Gulden.

Das Zentrum der Kirche bildet der Altar. Auch ein Werk von Elias Räntz, wurde er in vier Jahren Arbeit geschaffen und 1710 aufgestellt. Er folgt dem gleichen Themenkreis der biblischen Heilsgeschichte wie das Gestühl und die Kanzel. Architektonisch wird dies durch den Goldenen Schnitt großartig unterstrichen. Die Bildfolge ist ausschließlich auf Christus bezogen und daher evangelisch ausgerichtet.

Die Darstellung beginnt an der Sockelstufe mit der Verkündigung und Anbetung der Hirten. Darüber befindet sich das Abendmahl in einer Tabernakelnische, das die inhaltliche Mitte bildet. Auf den Säulenflanken neigen sich die großen Gestalten der Apostelfürsten Petrus und Paulus. Höher präsentieren zwei Engel das Landeswappen in der Öffnung des Sprenggiebels, auf dessen Schrägen die Evangelisten Matthäus und Markus stehen. Weiter oben befinden sich zwei große Engel als Rahmenhalter der Kreuzigung, und noch höher der Auferstandene in einem Medaillon, flankiert von den auf den seitlichen Voluten stehenden Evangelisten Lukas und Johannes. Als letzte Höhepunkt thront der zum Himmel Aufgefahrene in der Strahlenglorie. Die Kommunionschranken zu beiden Seiten der Altarstufen sind besonders leicht und verspielt gestaltet.

Die Engel an der Spitze des Altars haben pausbackige Gesichter und strahlen mit fröhlichen Augen. Die vielfältige Fassung des Altares gleicht einem bunten Kleid und harmoniert perfekt mit der schönen Dorfkirche. Für seine Arbeit erhielt J. H. Schertel 178 Gulden und 8 Kreuzer, Räntz bekam 211 Gulden und 28 Kreuzer.

Der ausgewogene Reigen der Barockeinrichtung schließt mit dem Taufbecken ab. Es hat die Form einer Weltkugel, die von acht Darstellungen aus dem Leben Jesu umspannt wird. Der Taufsteindeckel ist mit üppigen Wolkenballen zu einer steilen Pyramide gestaltet. Christian Kahleis, ein Hofer Bildhauer, schuf dieses Taufbecken 1721 für 46 Gulden und 16 Kreuzer. Die Bemalung und Vergoldung wurde von H. M. Loh für 48 Gulden durchgeführt. Erwähnenswert ist auch das Friedhofvortragskreuz am Eingang zur Sakristei. Der Künstler ist unbekannt, aber die Kraft, mit der das Korpus und die reich ornamentierten Kreuzesarme ausgeführt sind, deutet vielleicht auf E. Räntz hin.

Die heutige Orgel wurde vom „Orgelmacher“ Wilhelm Raithel aus Kirchenlamitz gebaut, der aus dem Schülerkreis der bedeutenden Orgelbauer Gottfried und Andreas Silbermann kam. Im Jahr 1856 errichtete er diese Orgel mit registern, die an die Romantik erinnern. Beim Dorfbrand von 1874 wurde sie beschädigt und erhielt zunächst einen provisorischen Schrein. Erst bei der Gesamtrenovierung 1973/80 erhielt sie wieder ein Aussehen, das dem Kircheninneren entspricht